HOMMAGE an meine Großmutter Christine Steitz, geb. Wasem, 1878 bis 1967
Von meiner Großmutter habe ich einige Jugendstilobjekte geerbt. Sie sind nicht nur stilistisch interessant, sondern geben auch Hinweise auf die Situation meiner Großmutter, die zur Jahrhundertwende eine junge Frau war. Die eleganten Formen des Jugendstils finden sich im Bilderrahmen, in Tischdecken, dem Sofabezug, in Schachteln und Behältern.
Der Alltag meiner Großmutter war nicht elegant.
Ihre Jugendstilobjekte waren preiswerte industriell produzierte Alltagsprodukte, die sorgfältig behandelt wurden und ein Stück Bildung, Schönheit und Offenheit in das dörfliche Leben meiner Großmutter brachten.
Als die Frauenbewegung um Bildung, Berufstätigkeit und das Wahlrecht kämpfte, blieb Christine Steitz ohne Ausbildung. Sie arbeitete schon als Kind in der Mühle der Eltern und sorgte als erwachsene Frau unermüdlich für Haushalt und Garten, zudem unterstützte sie ihren Mann bei seiner Verwaltungsarbeit als Postangestellter.
Die Materialien, die ich mit meiner Großmutter verbinde, sind: Grieß, Mehl, Asche, Grünkern, Zimt, Zucker, Salz, Natron, Soda, Erde, Puddingpulver....
Nun lasse ich ihr Porträt in diesen Materialien aufscheinen, umgeben von dem geschwungenen Jugendstilrahmen, in dem sie ihr Jugendbild und das ihres Mannes aufbewahrte.
Mein Name ist fast identisch mit dem meiner Großmutter. Ich bin 70 Jahre nach ihr geboren und freue mich darüber, wie viel Bildung, Schönheit und Offenheit meine Generation erleben durfte.