ROLLEN LOS, mobile Installation
60 ROLLEN LOSe mit 60 Papierschnitten nach 60 Original-Frauen.
Gibt es das große LOS? Darf es eine ROLLE mehr sein? Gefüllte ROLLE,
erfüllende ROLLE. ROLLE rückwärts, ROLLE vorwärts. Was ist der
Tauschwert einer ROLLE?
Die mobile Installation mit den ROLLEN LOSen ermöglichte intensive
Begegnungen, gute Gespräche und natürlich Tauschaktionen.
Wer an einen ROLLEN LOS interessiert war, ging ein Risiko ein, da
zwar jedes ROLLEN LOS einen Papierschnitt einer Frau enthielt, man
aber nicht wußte, welche Frauenfigur bearbeitet war.
Für das ROLLEN LOS konnte man Papiergeld geben, oder Tauschangebote
machen. Ein Haarschnitt, eine Klavierstunde, ein Nachmittag mit
Skizzenbuch im Café führen die Begegnungen weiter.
Zudem verbinden mich eingetauschte Kunstwerke nun mit KollegInnen.
Die Arbeiten sind zum Teil der Aktion geworden; sie bleiben in
meinem Umfeld, wo sie meinen Alltag begleiten, mich stärken und
erfreuen.
Die Objekte aus den Handtaschen und Haushalten habe ich als sehr
persönlichen Bezug erlebt und verbinde sie mit viel Offenheit,
Herzlichkeit und manche auch mit besonderen Geschichten.
Bei der Öffnung der ROLLEN LOSe hatten manche Frauen das Gefühl,
diese Rolle sei genau für sie gemacht, andere waren einfach
neugierig auf Informationen über die dargestellte Frau und einige
fremdelten mit der Rolle. Ich danke allen, die sich auf dieses
Risiko eingelassen haben und wünsche ihnen zufriedene Erinnerungen
an die Tauschaktionen.
Ein Rückblick auf den Kunstsommer Wiesbaden
Zum 30jährigen Bestehen des Solwodi-Rückkehrprogramms wurden
exemplarische Biografien künstlerisch bearbeitet. Meine Arbeit
bezieht sich auf Jennifer aus Kenia.
Jennifer hofft auf eine bessere Zukunft, geht dafür Risiken ein,
erlebt extreme Krisen und findet immer wieder Verbündete. An meiner
Technik Papierschnitt mag ich die Zartheit und die Beiläufigkeit des
Materials. Da ich keine Vorstellung von Jennifers Aussehen erzeugen
möchte, gestalte ich ihren Lebensweg. In diesem Lebensweg scheinen
alle Stationen Durchgangsstationen zu sein. Das möchte ich in dem
Titel VIA andeuten.
Ich zeichne sternförmige Bewegungen zu den Personen, die ihr wichtig
sind. Es gibt zwei Zentren, Kenia und Deutschland, die durch große
Wege verbunden sind. Es gibt Abstürze und zögernde
Aufwärtsbewegungen.
Wenn ich aus der Zeichnung in einen Papierschnitt forme, entsteht
ein lineares Netz, das sehr durchlässig ist, sich biegt und
plastische Qualitäten bekommt. In der losen, senkrechten Aufhängung
suche ich nach einer Gestaltung, die die Verletzlichkeit betont. Das
Objekt kann nun an Wege erinnern, aber auch an Wachstum, eine
Pflanze, an Blutkreislauf oder eine Hülle. Die Färbung von Vorder-
und Rückseite verstärkt die Plastizität des Objekts und stellt einen
Bezug zu unterschiedlichen Emotionen her.
Ich freue mich, dass ich mit einer Arbeit dabei bin.
Schon
jetzt sind die Exponate auf Facebook und Instagram zu sehen
Auf Instagram ansehen
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Zimmerpflanzen sind fester Bestandteil unserer Wohn-Kultur. Sie sind
durch Seefahrt und Kolonialismus zu uns gekommen. Zuerst kamen sie
natürlich nicht direkt zu uns, sondern in die geräumigen
Gewächshäuser der Adeligen. Als im 19. Jhd. die Bürger zu Geld
kamen, ihre Wohnungen heller wurden und besser geheizt, konnten sich
auch die wohlhabenden Bürger riesige Palmen und Gummibäume in ihre
vollgestopften Repräsentationsräume stellen. Nach dem ersten
Weltkrieg in den sachlichen und krisenhaften 20er Jahren wählte man
eher den platzsparenden kleinen grünen Kaktus. In den 50er Jahren
betrug die durchschnittliche Wohnfläche pro Person 25 qm. Wer mehr
hatte, konnte nun, nach den Schrecken des zweiten Weltkrieges, die
Sehnsucht nach einem gepflegten Heim mit einem Gummibaum
dekorieren.
Heute sind Zimmerpflanzen wieder „Trend“. Warum eigentlich? Die
durchschnittliche Wohnfläche von fast 50 qm bietet Platz für
Pflanzen. Erlauben wir uns damit einfach eine kleine, freundliche
Nutz- losigkeit? Sind sie wieder Teil von Repräsentation? Wie auch
immer - unsere Zimmerpflanzen werden regelmäßig gegossen und im
Internet ausführlich diskutiert.
Höchste Zeit, sie als Kulturgut anzuerkennen und ihre Bedeutung für
die Gesellschaft und den Einzelnen zu reflektieren. Ich mag an dem
Thema, dass es pathosfrei ist in einer Zeit voller existenzieller
Fragestellungen, die mich manchmal überfordern.
Aber: auch ein Gummibaum kann durch seine schiere Größe
überfordern.
„Darf man Zimmerpflanzen schneiden?“ Auf den Internetseiten für
Zimmerpflanzen wird das aus- drücklich empfohlen und erlaubt.
Ganz konkret bei diesem Gummibaum aus unserer Wohnung sah es
allerdings so aus: Ich durfte nicht.
Das war ein Konflikt. Die Pflanze gehört meinem Mann. Sie wurde
immer größer. Er liebte es, ihr Wachstum zu begleiten. Ich wollte
ihr nicht so viel Wohnraum abgeben. Mein Mann und ich einigten uns
irgendwann darauf, dass er sie aus unserem kleinen Wohnzimmer in
sein Arbeitszimmer räumt. Dort wurde es ziemlich eng. Vor Jahren
habe ich den Fehler gemacht, eine Riesenpflanze meines Mannes, die
ins Treppenhaus umgezogen war, zurückzuschneiden. Das hat unsere
Beziehung auf eine harte Probe gestellt. Diesen Konflikt wollte ich
nicht wiederholen.
Gut, dass es die Kultur gibt.
Eine wunderbare Möglichkeit der Kunst ist es, unsere Konflikte und
Widersprüche, unsere Sehnsüchte, Ängste und Aggressionen zu
sublimieren und dabei zu helfen, diese auf einer symbolischen Ebene
zu bearbeiten.
Die Technik des Scherenschnittes war da im Falle des Gummibaums
naheliegend und hilfreich. Die heilsame Wirkung der Kunst erstaunte
mich: Mir gefielen nun die Einzelteile; ich mochte die kraftvollen
Formen.
Da der Gummibaum vorübergehend in mein Arbeitszimmer umzog, erlebte
mein Mann sein Zimmer ohne Gummibaum als luftig und offen und ist
nun bereit, sich unter Umständen von seiner geliebten Pflanze zu
trennen.
Die künstlerische Auseinandersetzung mit dieser Zimmerpflanze hat
unsere Sichtweisen erweitert, Lösungen für unseren Konflikt
eröffnet.
Sie können davon profitieren: Wenn Sie mögen, können Sie Teil des
künstlerischen Prozesses sein und den Gummibaum zusammen mit einem
Papierschnitt zu einem Sonderpreis erwerben. Sie haben dann Modell
und Bild zusammen. Eine seltene Chance.
Natürlich dürfen Sie den Gummibaum dann schneiden. Denn:
Zimmerpflanzen darf man schneiden - vorausgesetzt man ist Besitzerin
oder Besitzer. Oder Sie lassen ihn weiter wachsen.
Fundobjekt aus schwarz lackiertem Metall, 23 mal 24 cm auf
Plexiglas 25 mal 30 cm, Papierschnitt 5 mal 8 cm, Streutechnik mit
Asche Motiv Papierschnitt: Kinderfoto meines Vaters ERNST, 1909
bis 1988
Als Betrachter:in kann man die Arbeit nicht auf einen Blick
erschließen. Das Motiv ist versteckt, wie das Geißlein in der Uhr...
Um das Bild des Kindes zu finden, muss man die beiden schwarzen
Metalltüren des rostigen Kastens mit den unterschiedlichen Griffen
vorsichtig öffnen.
Dadurch entsteht eine behutsame Annäherung. Eine größere Nähe wird durch den abwesenden Blick und die zurückhaltende Körpersprache des Kindes verhindert. Die Isolation im Schutzraum ist nicht ganz auflösbar. Die Gefühle von Traurigkeit, Verletzlichkeit und Einsamkeit bleiben bestehen. Trifft man die Arbeit mit geöffneten Türen an, kann man die Türen schließen und damit das Bild des Kindes schützen, es isolieren oder gar einsperren. Dann wird der Schutzraum zur Falle.
Das Ausstellungsformat „Laboratorium“, kurz LAB, basiert auf dem
Miteinander und dem unmittelbaren Austausch der Künstler*innen und
ihrer Arbeiten. Im Vordergrund steht das Experiment, das sich
ausprobieren, in einem offenen Prozess in Dialog treten. Drei
Kunst-Laboratorien finden in diesem Jahr in den Räumen des BBK
Wiesbaden statt.
Ann Besier und Christiane Steitz eröffnen mit „UNTER WASSER“ die
experimentelle Reihe in der Marcobrunner Straße. Die Eröffnung ist
am Freitag 29.04.2022 um 18:30 Uhr. Die Ausstellung greift mit
leicht und filigran anmutenden Arbeiten die zunehmend dringlichen
Meldungen zum Wasser auf, dessen natürliche Kreisläufe bedroht sind.
Die Künstlerinnen zeigen Malerei, Papierschnitte und Zeichnung,
Fiktion und Pressezitate, Montage und Demontage.
Das zweite LAB „Lebensläufe“ mit Mireille Jautz und Stefan Krüger
findet von 16.09. bis 28.09 statt. Bilder und Texte von und über
Menschen gehen eine Wechselwirkung ein. In den Augen des Publikums
entsteht ein neues Werk. Gezeigt werden Portraits und Menschenbilder
in unterschiedlichen Techniken sowie gelesene und ungelesene
Gedichte.
Das dritte LAB wird Freitag, den 30.9. um 18.30 eröffnet mit einer
Performance. Peter Schneider aus Aachen und Ulla Reiss aus Wiesbaden
experimentieren mit einem für sie neuen Medium und zeigen Videos zum
Thema "Wasser" und Fotos von dem erforschenden Prozess. Mit klarem
Blick auf die Probleme, ohne moraline Untertöne und ohne rosa
Brille, wollen sie ihre subjektive Sicht beschreiben, humorvoll,
poetisch, ironisch, schräg und skuril. Die Ausstellung endet am
Sonntag, den 16.10.2022.
Der BBK-Wiesbaden ist die regionale Vertretung des Bundesverbandes
Bildender Künstlerinnen und Künstler. Der Dachverband vertritt seit
1972 parteipolitisch unabhängig die berufsständischen Interessen der
freischaffenden Bildenden Künstler*innen gegenüber Politik und
Verwaltung des Bundes sowie Gremien der Europäischen Union.
Mein Arbeitstitel Bildauflösung bezieht sich ganz direkt auf die Veränderung des Papiers im Wasser: das Bild zerfällt, löst sich auf. Mir fällt der Moment zwischen wach sein und schlafen ein, in dem ich loslasse, schwebe, meine Konturen verliere. Mir fallen dazu Wolkenbilder ein, die sich flüchtig verändern, bis sie ein neues Bild formen, vielleicht auch jede Bedeutung verlieren oder sogar ganz verschwinden.
Mein Ausgangsmotiv ist eine Fotografie, die ich auf Whatsapp erhalten habe. Die Tuschezeichnung hat es in Linien übersetzt, der Papierschnitt hat es prägnant aber verletzlicher gemacht. Der Veränderungsprozess wurde fotografiert und in eine digitale Animation umgesetzt. Das Motiv wird im Wasser in eine neue Linienform verwandelt.
Kunst:Geschichte der Lisa Kümmel
"In der Marcobrunnerstraße 3 hatte Lisa Kümmel ihr Atelier. Hier
nutzte sie die knappe Zeit zwischen der Schreinerei der Eltern und
ihrer Arbeit mit und für Jawlensky. Die Station 24 des
Jawlensky-Pfades weist darauf hin.
Ihr Name ist fest mit ihrer Rolle als ergebene Helferin Jawlenskys
verbunden. Aber wie so oft in der Geschichte solcher
Arbeits-Partnerschaften wird vermutet, dass viele seiner Arbeiten
auf ihre Anregungen zurück gehen, oder sogar aus ihrer Hand stammen.
Immerhin war sie nicht nur eine exquisit ausgebildete Künstlerin,
sondern kam auch aus einem erfolgreichen Geschäftshaushalt, den ihre
Mutter wie alle Handwerkergattinnen wirtschaftlich und
organisatorisch führte.
Ein Fund aus dem Keller ihres Ateliers in der Marcobrunnerstrasse 3
stützt nun diese Vermutung. Diese Kleinskulptur, das Vorbild für
eines von Jawlenskys Stilleben, stammt aller Wahrscheinlichkeit nach
von Lisa Kümmels Hand. Genial, dass nicht nur die Komposition,
sondern auch die Großzügigkeit des Gemäldes schon in der Gestaltung
der Kleinskulptur vorbereitet wurde. Sie wird in der Ausstellung WIR
ZWEI erstmalig am Ort ihrer Entstehung gezeigt.
Bisher ging die Forschung davon aus, dass Naturblumen als Motiv
dienten. Immerhin wird im Titel die Vase auffallend betont. Die
grobe, großzügige Malweise des Jawlensky-Bildes kann nun in neuem
Licht gesehen werden. Es wird deutlich, dass die Gestaltung des
„Blumenarrangements“ das Gemälde maßgeblich prägte.
Möglicherweise werden auch für andere „Blumen“stilleben solche
Konstruktionen von Lisa Kümmels Hand gefunden werden, die die
Abstraktion in die Gestaltung des Motivs vorverlegt. Die
Aufbewahrung des artifiziellen Blumenarrangements zusammen mit dem
stark genutzten Malkasten der Lisa Kümmel lässt vermuten, dass
dieser im Hintergrund von Jawlenskys Bild angedeutet ist.
Wir können das als Hinweis darauf verstehen, wie hoch Jawlensky die
Malerei seiner Kollegin und Geschäftspartnerin geschätzt hat. Eine
weitergehende Hypothese geht davon aus, dass Lisa Kümmel selbst das
Blumenstilleben gemalt hat. Die Vermarktung war unter Jawlenskys
Namen so viel leichter. Mit seinem Lebenslauf und seinem Auftreten
passte er so gut in die Wiesbadener Gesellschaft. Wer hätte schon
die Arbeit einer jungen Frau gekauft? Mit diesem banalen Vor- und
Nachnamen. Und dann noch mit einem typisch weiblichen Blumenmotiv.
Und die Malerei fiel ihr so leicht - eine ideale Nutzung ihrer
künstlerischen und merkantilen Fähigkeiten. Die Rolle der
harmlos-freundlichen Assistentin bot einen diskreten Schutz. Ob
diese Art der Zusammenarbeit auf die Idee von A.J. oder L.K.
zurückgeht, wissen wir nicht. A.J. jedenfalls konnte dadurch trotz
fortschreitender Krankheit seine Familie ernähren. Wie viele Werke
Lisa Kümmels fälschlich Jawlensky zugeschrieben werden, wissen wir
nicht.
Nun endlich nach Jahrzehnten der Fremdnutzung sind die Räume
Marcobrunnerstrasse 3 wieder in Künstlerinnenhand. Seit zwei Jahren
sind sie die Heimat des BBK-Wiesbaden, Bund Bildender Künstlerinnen
(Dem Zeitgeist folgend, werden auch Männer aufgenommen, sofern sie
den hohen Qualitätsstandards genügen).
Im Gedenken an Lisa Kümmels Leben und Werk wird heute der Bund
Bildender Künstlerinnen vom Kulturamt der Stadt Wiesbaden am Ort von
Lisas Schaffen gefördert. So kann der Zwiespalt zwischen dem
traditionell weiblichen Bemühen um das Wohlergehen der Männer und
eigenen Zielen, Risiken und hoffentlich auch Erfolgen immer wieder
neu entschieden und erfunden werden. Dafür bin ich sehr dankbar."
Die luftigen Arbeiten bilden leichte, transparente Netze
Die Zwischenräume sind genauso wichtig, wie die feinen Stege. Wir
sehen gleichzeitig das Papierobjekt und den Raum dahinter. Die
meisten Arbeiten schweben oder hängen - zwischen Wand und Raum,
zwischen Himmel und Erde.
Landschaftsmotiv
Für diese Serie habe ich ein Motiv fotografiert, das Foto
projiziert, die Projektion gezeichnet, die Zeichnung geschnitten,
den Papierschnitt gefärbt. Jeder dieser Schritte verändert das
Ausgangsmotiv. Alle zusammen führen sie zu netzartigen Strukturen
aus leichtem, verletzbarem Papier, das sich wellt und zu einem
Raumobjekt wird.
Tageswege
Manchmal zeichne ich am Abend mit geschlossenen Augen die Wege, die
ich an diesem Tag zurückgelegt habe. Jeder Tag hat eine eigene
Struktur, eine eigene Dichte und Durchlässigkeit. In der Rückschau
bleibt nur dieses Gerüst, das unabhängig wird von der
Ausgangssituation.
Bewegungen
Die weichen Formen entstanden aus der Darstellung von
Körperbewegungen. Sie wurden zu einem spielerischen plastischen
Gebilde.
Die Ausstellung bei Valora-Consulting ist eine wunderbare Möglichkeit, 4 prächtige Räume mit den eigenen Arbeiten zu verbinden.
Die Begrenzung der Besucherzahlen führte zu vielen Einzel- und Paarbesuchen mit intensiven Gesprächen.
Seit 2019 haben sich Künstler*innen aus Kfar-Saba/Israel, Mülheim Ruhr und Wiesbaden zu einer gemeinsamen Ausstellung der Partnerstädte zusammengefunden. In einer gemeinsamen Wanderausstellung werden die unterschiedlichen Herangehensweisen an das verbindende Thema zusammengeführt.
Die Ausstellungseröffnung im Rathaus Wiesbaden ist für den 10.07. 21 um 17:00 geplant. Meine Arbeiten stammen aus der Serie „Vaterland“ und zeigen Menschen aus verschiedenen Ländern, die sich in existenziellen Notsituationen auf den Weg machen.
Die Arbeit besteht aus einem großen Papierschnitt aus Kraftpapier, das auf einer Seite schwarz gefärbt ist. Das Papier rollt sich leicht ein. Es gibt nur vage Formen, die liegen, vielleicht kriechen, sich einrollen und vielleicht bewegen. Die Plastizität wird durch ein kleines untergelegtes Kissen verstärkt. Das Kissen ist nicht bezogen, es verstärkt die plastische Qualität der Papier-Arbeit ohne sie zu überhöhen. Der Boden ist kein bequemer Ort. Das Ausgangsmotiv bilden meine am Abend auf den Boden geworfenen Kleidungsstücke, meine zivilisatorische Hülle, die dort zu einem amorphen Haufen wird. Meine Tagesform sackt zusammen und bleibt als Tagesrest wie ein schlafender Hund vor meinem Bett liegen.
Er erwartet mich dort am nächsten Morgen, wo ich ihn aussortiere, neu strukturiere und mit meinem Körper und meinem neuen Tagesgeschäft verbinde. Durch die Reduktion auf schwarze Linien verlieren die Kleidungsstücke ihre Materialität, ihre Funktion, ihren Zeichencharakter und alle die Besonderheiten, die mir tagsüber wichtig sind. Der Titel „Tagesrest“ geht von dem ganz realen Kleiderberg aus, bezieht sich aber auch auf die Traumdeutung, in der ganz unterschiedliche Tagesreste in neuem Zusammenhang in den Träumen auftauchen.
Nach der Tat vom 19. Februar habe ich ein Zeitungsfoto aufgehoben, das mich sehr berührt hat. Irgendwann wollte ich daran anknüpfen. Die Ausschreibung der Stadt Hanau gab mir die Gelegenheit, eine konkreten Gestaltung für meine Position zu suchen. Ich möchte, dass das Mahnmal in Verbindung zur Umgebung wahrgenommen wird, statt den Betrachter dazu zu bewegen, sich von der Alltagsrealität abzuwenden. Ich möchte, dass Licht in der Gestaltung dieses düsteren Themas eine Rolle spielt. Ich will erreichen, dass die Opfer in einer verletzlichen Weise präsent werden. Mir ist wichtig, dass die Angehörigen und ihr Leid erlebbar sind. Ich möchte erreichen, dass ein emotionaler Bezug der BetrachterInnen zu den Angehörigen und ihren Gefühlen möglich ist. Ich will in der Gestaltung einen deutlichen Unterschied zwischen Angehörigen und Opfern machen.
Ich suche nach einer Möglichkeit, dass wir dieser extrem destruktiven Tat und ihren Folgen begegnen, und trotzdem die Begegnung als Gedenken, Trost und als Quelle für neue Perspektiven aushalten können. Ich suche einen Weg, die monumentale Wucht der Ereignisse nicht zu leugnen, sie jedoch nicht als Konfrontation zu gestalten. Ich möchte eine vorsichtige Nähe, Zartheit, die Akzeptanz von Zerbrechlichkeit ermöglichen. Im Prozess der Gestaltung tauchten mit jeder neuen Klärung weitere ästhetische, inhaltliche und technische Fragestellungen auf. Mehrmals hatte ich das Gefühl, eine Lösung gefunden zu haben, die ich dann wieder verwarf.
Kalender der FARBENFREUnDE
Malgruppe der Selbsthilfegruppen der Aphasiker Mainz und Wiesbaden.
Begleitung: Christiane Steitz
Geteilte Träume, Schutzdecke aus Stoffcollage
ein Kunst- und Nähprojekt mit Kindern der Deutsch-Intensiv-Klasse
der Riehlschule in Wiesbaden in Zusammenarbeit mit Anja van der
Horst im Auftrag von Be-welcome- das EVIM Patenprogramm
Neu im BBK
Gemeinschaftsausstellung im Rathaus Wiesbaden mit Regine Fürst, Iris
Lehnhardt und Christiane Steitz
HIMMEL + HIMMEL
Ein interkulturelles Projekt mit Eva Giovannini und Zohra Noori
Unser Thema ist nicht HIMMEL und HÖLLE, sondern HIMMEL + HIMMEL. Es
geht von einer Wahrnehmung aus, die alle Menschen der Welt teilen
und die mit gemeinsamen und mit individuellen Phantasien besetzt
ist. HIMMEL wird verbunden mit höheren Mächten, die nicht immer,
aber manchmal wohlgesonnen sind. Es wird auch mit Hoffnung und mit
Sehnsucht verbunden.
Jeder hat seinen eigenen Himmel und wir alle haben einen gemeinsamen
Himmel. In unserer Himmels-Montage bleiben die Einzelwerke sichtbar
und bilden den gemeinsamen Himmel.
Ich stelle mir vor, dass
jeder sein Stück Himmel erlebt und dass wir immer wieder unsere
Vorstellungen zu einem gemeinsamen Ganzen zusammentragen.
Eine wundersame Verbindung
Ausstellung der Gruppe DISKURS
Wir begegnen uns jeden Dienstag und arbeiten nebeneinander und
miteinander. In der Begegnung erleben wir unsere
Unterschiedlichkeit. Als einzelne nehmen wir wahr, dass der/die
andere etwas sieht und kann, was ich nicht sehe oder kann, dass die
individuellen Arbeiten unterschiedliche Qualitäten aufweisen. Im
gemeinsamen Tun beeinflussen wir uns dennoch gegenseitig, probieren
Neues aus. Die Einzelarbeiten werden im Diskurs gesichtet und es
wird entschieden, ob an einem Bild weiter gearbeitet werden soll
oder ob es als „fertiges“ Produkt für eine mögliche Kombination mit
Arbeiten anderer zur Seite gelegt wird.
Im folgenden Prozess der Montage unserer Bilder findet ein weiterer Gruppenprozess statt. Wir machen als einzelne Vorschläge für bestimmte Bildkombinationen. Dabei entdecken wir überraschende Kombinationen. Die Einzelarbeiten treten in einen Dialog, eine Wechselwirkung. Sie verändern sich. Etwas Neues, Spannungsreiches entsteht, das uns immer wieder überrascht. Wir verändern, kombinieren neu, bis schließlich in der Gruppe Übereinstimmung über die Zusammenfügung, die beste Kombination unserer individuellen Bilder besteht. Die Ergebnisse sind in ab dem 28.4. in der Galerie H22 zu sehen.