Tagesrest
Bodenarbeit, Papierschnitt und Kissen
2020
Die Arbeit besteht aus einem großen Papierschnitt aus Kraftpapier, das auf einer Seite schwarz gefärbt ist. Das Papier rollt sich leicht ein. Es gibt nur vage Formen, die liegen, vielleicht kriechen, sich einrollen und vielleicht bewegen. Die Plastizität wird durch ein kleines untergelegtes Kissen verstärkt. Das Kissen ist nicht bezogen, es verstärkt die plastische Qualität der Papier-Arbeit ohne sie zu überhöhen. Der Boden ist kein bequemer Ort. Das Ausgangsmotiv bilden meine am Abend auf den Boden geworfenen Kleidungsstücke, meine zivilisatorische Hülle, die dort zu einem amorphen Haufen wird. Meine Tagesform sackt zusammen und bleibt als Tagesrest wie ein schlafender Hund vor meinem Bett liegen.
Er erwartet mich dort am nächsten Morgen, wo ich ihn aussortiere, neu strukturiere und mit meinem Körper und meinem neuen Tagesgeschäft verbinde. Durch die Reduktion auf schwarze Linien verlieren die Kleidungsstücke ihre Materialität, ihre Funktion, ihren Zeichencharakter und alle die Besonderheiten, die mir tagsüber wichtig sind. Der Titel „Tagesrest“ geht von dem ganz realen Kleiderberg aus, bezieht sich aber auch auf die Traumdeutung, in der ganz unterschiedliche Tagesreste in neuem Zusammenhang in den Träumen auftauchen.
Die Arbeit entstand anläßlich der BBK-Ausstellung ZWISCHEN ABEND UND MORGEN.

