Paradiesgärtlein
2018
Scherenschnitte nach dem „Paradiesgärtlein“, oberrheinischer Meister, 1410, Frankfurt, Städel
Dieses kleine Bild gehört seit langem zu meinen Lieblingsbildern im Frankfurter Städel. Das Wunder, dass ganz unterschiedliche Blumen gleichzeitig blühen, dass der böse Drache geschrumpft und tot ist, das unwirkliche Licht, die Unverletztheit aller Pflanzen – all das enthält so ein freundliches, völlig unwahrscheinliches Versprechen, dass ich es gerne genauer ansehe und genieße. Der Baum der Erkenntnis und des Todes ist zwar mit im Bild, aber für einen Moment scheinen Sorgen, Krankheit, Alter und Tod besiegt zu sein.
Literaturhinweis: Kleiner Kräutergarten, Kräuter und Blumen bei den alten Meistern im Städel, Esther Gallwitz, Insel taschenbuch, 1992
Nun habe ich einzelne Ausschnitte aus dem Paradiesgärtlein herausgenommen und als Scherenschnitte gestaltet. In der Überfülle an Motiven bilden die einzelnen Pflanzen umrahmte Inseln, die unterschiedliche Formate haben. So bildet die Pfingstrose eine Kreisform, die Rose ein schlankes rechteckiges Hochformat. Das schwarze Scherenschnittpapier betont die Umsetzung in eine ganz andere Technik mit einer eigenen Ästhetik. Die farbigen Hintergründe lassen an Garten und Licht denken, beschreiben aber keinen konkreten Raum. Der Kontrast zwischen der samtigen Schwärze des Scherenschnittpapiers und den hellen Hintergrundfarben erinnert an Glasfenster. Die Bearbeitungen der Pflanzenporträts aus einem 600 Jahre alten Bild schlagen eine Brücke zwischen dem vielseitigen Heilsversprechen, die die Pflanzen im Mittelalter als Heilpflanzen und religiöse Symbole vermittelten und der Freude, die sie uns heute geben.












